Funds haben gegenüber privaten Anlegern in Deutschland den Vorteil eingeräumt bekommen, daß sie Beteiligungen sehr kurzfristig halten können, ohne Veräußerungsgewinne versteuern zu müssen. Bei privaten Anlegern gilt der Steuervorteil erst ab einer Anlagedauer von zwölf Monaten. Der deutsche Fiskus unterstützt also solche kurzfristigen Operationen trotz der oft damit verbundenen sozialen Verwerfungen in den Unternehmen.
Das von Hedge Fonds verwaltete Vermögen ist in den letzten Jahren steil auf mehr als 1,4 Billionen Dollar angewachsen (Abb. 03478). Es ist das 1,5-fache aller in Deutschland im Laufe eines Jahres gezahlter Löhne und Gehälter.
Die 100 größten vereinigen allerdings über 65% des angelegten Vermögens auf sich. Ende 2006 verwalteten die 10 größten Hedgefonds mehr als 250 Mrd Dollar in Anlagen (Abb. 03637). Immer mehr Banken haben eigene Hedgefonds, z.B. JP Morgan, Goldman Sachs, Barclays
Mit anderen privaten ausländischen Anlegern halten internationale Funds bereits über die Hälfte der frei flotierenden Gesellschaftsanteile der deutschen Spitzenunternehmen (Dax-30).
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, daß Hedge Funds, die mit hoher Hebelwirkung auf kleine Differenzen in der Entwicklung von Zinsen und anderen Größen wetten, sehr ähnlich wie Investment Banken operieren und daß es bei der Auflösung dieser Wetten zu einer klassischen Panik kommen könne.
Anders als Banken sind die Hedge Funds jedoch nicht reguliert.
Investmentbanken allein hätten letztes Jahr für Handelsgeschäfte und andere Dienstleistungen 40 bis 50 Milliarden an Einnahmen aus Hedge Funds gesogen oder insgesamt 15 % bis 20 % ihrer Einnahmen und wären von einer solchen Entwicklung stark betroffen.
Sie haben einen Marktanteil von 58 % bei den Kreditderivativen, 47 % bei notleidenden Krediten (distressed debt) und 32 % bei den leveraged loans, sind also in allen diesen kritischen Kapitalmarktelementen Hauptspieler.
Private Equity
Im Unterschied zu Hedge Funds sind Private-Equity-Unternehmen auch an mittelständischen und noch nicht an der Börse notierten Unternehmen interessiert.
Die in der Branche salopp als „Raider” bezeichneten Investoren übernehmen zumeist Unternehmen, von deren Management sie nicht überzeugt sind, setzen angelsächsische Managementprinzipien durch und veräußern die Firmen oft nach einer Sanierung wieder mit Gewinn. Finanziert wird eine Übernahme nicht selten durch eine Zerschlagung und den Verkauf von Unternehmensteilen. Dabei kollidiert das sehr kurzfristige Profitinteresse mit den sozialpolitischen Interessen der Arbeitnehmerschaft. Die angestrebten Gewinnraten sind mit 15 % bis 40 % pro Jahr sehr hoch. Drei bis vier Jahre gelten als erstrebenswerter “Verwertungszyklus”.
Nach Schätzungen soll Deutschland in Europa nach Großbritannien die meisten Aufkäufe durch Private Equity Unternehmen aufweisen.
Die Heuschreckenopfer verschwinden von den Börsen, und, obwohl sie zehntausende von Beschäftigten haben, veröffentlichen sie nicht mehr die normalen Informationen, weder die kontinuierlichen Quartalsberichte mit der Finanzsituation, noch die ausführlichen Jahresberichte, noch Antworten auf Fragen von Aktionären.
Mit 723 Mrd US$ haben die buy-out-Heuschrecken in 2006 einen neuen Investitionsrekord aufgestellt. Das ist der doppelte Wert von 2005 und das Zwanzigfache von 1996.
Die beiden Superheuschrecken, die größten der Welt, nämlich die beiden amerikanischen Private Equity Unternehmen KKR und TPG, stehen vor dem Abschluß des größten Heuschreckenfressens aller Zeiten. Sie wollen das größte Elektrizitätsunternehmen von Texas TXU für 45 Mrd Dollar schlucken. Beide Unternehmen haben im vergangenen Jahr für 193 Mrd $ aufgekauft.
Bei Grohe ist 2004 die Texas Pacific Group eingestiegen, die eine extrem kurzfristige Renditepolitik mit voller Erstattung des eingesetzten Kapitals von 1,8 Mrd Euro in nur 18 Monaten verfolgt. Da dies allenfalls über massive Entlassungen gelingen kann, wurde im Mai 2005 die Schließung des ersten Werkes in Deutschland eingeleitet und ist nun ein Drittel aller 4.500 Arbeitsplaetze in Deutschland akut gefährdet. Ein weiteres aktuelles trauriges Beispiel ist auch die deutsche Traditionsfirma AgfaPhoto, an der sich u. a. Nanno Beteiligungsholding und die beiden US Beteiligungsgesellschaften Abrams Capital und Highfields Capital Management beteiligt haben; sie mußte trotz der positiven Prognosen ihrer neuen Eigentümer überraschend im Mai 2005 Zahlungsunfähigkeit anmelden.
Nach Zahlen des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes werden bereits heute rund 5700 Firmen in Deutschland von Finanzinvestoren dirigiert. Rund 800 000 Arbeitsplätze hingen daran und rund sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Einer Untersuchung von PriceWaterhouse zufolge planen Private Equity Unternehmen jetzt besonders Aufkäufe mittelständischer Unternehmen in Deutschland.
Artikel von 2006 von jjahnke